Behind the scenes:

Interview: Wir haben erfahren, dass du eine neuartige Konzeption für die Übertragung und Aufzeichnung von Konzertveranstaltungen entwickelt hast. Du nennst das Video-Live-Regie. Was können wir uns darunter vorstellen?

JHH: Die beiden Positionen von Musik-Regisseur und Video-Operator werden zu einer Position verschmolzen.

Aha - wie funktioniert das denn üblicher Weise?  

JHH: In der klassischen Aufgabenverteilung in der Video-Regie bei Konzert-Aufzeichnungen oder Konzertübertragungen mit mehreren Kameras, gibt es einerseits den Video-technischen Bereich: Dort schaltet ein Video-Operator oder Video-Cutter die einzelnen Kameras um. Dadurch erscheinen die wichtigen Ereignisse auf der Bühne oder im Konzertsaal im Programm-Out, also im Film, den die Zuschauer sehen. 

Auf der anderen Seite gibt es den musikalischen Teil, wo sich in der Regel ein Musikregisseur in die Partitur eingearbeitet hat und dann, ähnlich wie bei einer Rallyfahrt der Beifahrer, dem Video-Operator die entsprechenden Instruktionen gibt, wann zum Beispiel die Flöte eine wichtige Melodie spielt oder die Solistin eine besonders stimmungsvolle oder virtuose Passage beginnt.

Die Ergebnisse können sich doch wunderbar mit dieser klassischen Aufteilung sehen lassen?

JHH: Ja sicher - Es gibt zum Beispiel auch von der Mozart Sinfonie KV550, in g-Moll, eine ganz tolle Aufzeichnung von der BBC. Wenn man sich allerdings viel mit Konzertmitschnitten beschäftigt, fällt doch häufig eine hohe Fehlerquote bei den Umschnitten auf: Wichtige Melodie-Instrumente werden zu spät eingeschnitten oder der Solist gestaltet eine wichtige Passage und ist nicht im Bild. 

Worauf führst Du das zurück?

JHH: Es gibt bei der klassischen Besetzung die Schnittstelle zwischen Musik-Regisseur und Video-Operator:

1. Erst muss der Musik-Regisseur seine Anweisung formulieren, um bei dem Beispiel zu bleiben: "Achtung, Flöte".

2. Dann muss der Video-Operator gewissermaßen "umrechnen", welche Kamera mit ihrem Aufzeichnungs-Bereich die Flöte erreichen kann. Häufig haben dabei mehrere Kameras sich überschneidende Aufzeichnungs-Zonen. Nach seiner Entscheidung, welche Kamera eingesetzt werden soll, instruiert er dann den entsprechenden Kamera-Mann/-Frau.

Allein diese Informations-Übergabe kostet im Live-Betrieb kostbare Sekunden, selbst wenn Musik-Regisseur und Video-Operator optimal aufeinander eingespielt sind. Wenn man das mal quantitativ hochrechnet, sind bei zehn Kameras und 90 Minuten Orchester-Spielzeit bei einem Orchester mit 90 Musikern hunderte von Umschnitten und Entscheidungen zu treffen, um ein spannendes Musikerlebniss zu gestalten.

Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, die Umschnitte so voraus zu planen, dass die Kameras den Bildausschnitt wechseln können und dabei genügend Zeit bleibt, um das Bild einzurichten. Also Schärfe und Blende entsprechend sendefähig einzustellen und dabei keine Monokleide entstehen, also Zeitkorridore, in denen eine Kamera "nahtlos" zwei aufeinanderfolgende Stimmeinsätze visualisieren soll.

Der Video-Operator muss also immer zwei oder drei Schritte im voraus planen?

JHH: Genau - das ist wie Schach spielen: Als Video-Operator sollte man einerseits den Gesamtüberblick über den Formablauf haben, beispielsweise: "Orchesterfuge" und dann drei oder vier Umschnitte im voraus planen, damit sich die Kameraleute entsprechend ruhig auf ihr nächstes Bild einstellen können.

Was ist nun der Vorteil Deiner Konzeption?

JHH: Das Neuartige an meiner Konzeption ist, dass die beiden Positionen von Musik-Regisseur und Video-Operator nun in eine Position verschmolzen werden. Damit ergeben sich gravierende Vorteile in der Geschwindigkeit der Umschnitte bei gleichzeitiger deutlicher Verringerung der Fehlerquote!

Wieso das?

Na, die gesamte Kommunikation zwischen Musik-Regisseur und Video-Operator, "welches Instrument spielt wann", entfällt natürlich - man gewinnt dadurch die Zeitersparnis, bzw. die Erhöhung der Schnittgeschwindigkeit.

Dadurch, dass bei der Einrichtung der Partitur schon in Ruhe geplant werden kann, welche Kamera idealer Weise den nächsten Stimmeinsatz übernehmen soll, sinkt die Fehlerquote durch die Vermeidung von Engpässen und zu kurzfristig angesagten Kameraeinsätzen.

Das klingt ja theoretisch sehr überzeugend... und wie gut funktioniert das in der Praxis?

JHH: Es funktioniert sehr gut! Natürlich passieren auch hier mal Fehler und es kommen auch mal Ungenauigkeiten vor - jeder der in der Live-Video-Branche tätig ist, weiß, es kann immer etwas passieren. Die Vorteile meiner neuartigen Konzeption überwiegen dabei nach bei weitem.

Wie sieht das rein technisch aus?

JHH: Meine Vorschau-Monitore bilden beides ab:

Rechts ist der bekannte Multi-View-Bereich, also die Vorschau aller aktiven Kamerasysteme und der Programm-Out, also das gesendete Fernseh- oder Bildsignal.

Links befindet sich auf einem eigenen Monitor die Partitur. Die muss natürlich zuvor eingescannt und mit den Hinweisen zur Kameraführung eingerichtet werden.

Vieviele Leute sitzen dann in der Video-Regie?

JHH: Ich bevorzuge ein Team von drei bis vier Personen: Auf der technischen Seite gibt es für die Kamera-Züge den/die Bild-Techniker, der die Kameras mit Blende etc. steuert. Für Untertitel, Titel- und Medienzuspielungen gibt es noch einen Medientechniker.

Ist Deine Variante kostengünstiger?

JHH: Da die Positionen des Bildmischers und des Bildregisseurs in einer Position verschmolzen werden, ist meine Variante für den Auftraggeber kostengünstiger. Das ist aber aus den oben aufgeführten Gründen nicht das ausschlaggebende Argument. Im Gegenteil: Bei hochklassigen Konzertaufzeichnungen wird in allen Bereichen ein sehr großer Aufwand betrieben - Dann soll das Endergebniss auch hochklassig werden. Für meine Auftraggeber sind die Aspekte wie Sicherheit und Qualität die wesentlichen Faktoren.

Wie bist Du auf die Idee gekommen?

JHH: Das liegt vermutlich an meinem persönlichen Background: Ich habe Klavier studiert und war als Musikprofi über 20 Jahre an Theatern und Opernhäusern selber auf der Bühne und im Orchestergraben tätig. Von daher liegt mir die nonverbale Sprache der Musik. Ich habe nach einem Weg gesucht dieser intuitiven Sprache mit Kameras folgen zu können. Seit 9 Jahren betreibe ich nun eine eigene Filmproduktionsfirma, die sich mit der Aufzeichnung von Konzertveranstaltungen beschäftigt - da bringe ich auch die kameratechnische Sicht mit. Die Kombination aus beidem ist dann perfekt das Berufsbild des Video-Live-Regisseurs.

Kann man Dich also nur als Kombi-Bild-Regisseur/Cutter buchen?

JHH: Ich arbeite gerne als Bildregisseur mit Partitur. Auf Wunsch setze ich mich auch gerne an die Video-Misch-Konsole.

Vielen Dank für dieses Interview.

Ein gut eingespieltes und schnell reagierendes Kamera-Team spielt für das Gelingen einer Konzert-Aufzeichnung/-Übertragung eine große Rolle. Ich bevorzuge sehr selbständige Persönlichkeiten hinter der Kamera mit kreativen eigenen Ideen. 

Für den Aufbau und die reibungslose Zusammenarbeit innerhalb des Teams habe ich doch mehrere Jahre benötigt. Natürlich gibt es einen riesigen Pool an freiberuflichen Kameraleuten und Medientechnikern - im Endeffekt erfordert eine Konzert-Aufzeichnung/-Übertragung einige spezielle Fähigkeiten und Eigenschaften bei den Kameraleuten. 

Die wichtigste Eigenschaft eines Kameramannes bei Konzert-Einsätzen ist meiner persönlichen Meinung nach, ein "musikalischer" oder zumindest sehr musikaffiner Hintergrund. Der Kameramann/-Frau muss ein eigenes Gespür dafür haben, dass in einer Melodie die Kamera nicht plötzlich das Motiv wechseln darf und muss sich als Teil der gesamten musikalischen Darbietung sehen, also von seinem ganzen Auftritt dezent, höflich und sich mit Fingespitzengefühl im Konzertbereich bewegen.

Bei der Arbeit im Team ist zusätzlich die Fähigkeit zur eigenverantwortlichen Bildgestaltung erforderlich, da ich nicht permanent bei 10 Kameras jede Einzelheit der Bildeinrichtung jedes Kameramannes/-Frau verfolgen möchte:

Als Teamleader in der Bildregie sehe ich meine Hauptaufgabe in der Führung der Kameraperspektiven, die ihrerseits dem musikalischen Verlauf folgen. Der Gestaltung des Bildflusses sollte die Hauptaufmerksamkeit gewidmet werden.

Bildtechniker, Kameraleute und Videoregisseur können im Endeffekt nur mit der Gesamtleistung überzeugen.

Schon bei den ersten Vorgesprächen mit dem Leitungs- und Produktions-Team des "Luther"-Poporatoriums wurde schnell klar, dass die Aufführung ein farbenprächtiges Bühnen-Event der Oberliga werden würde.  

Die Lichtsituation würde ganz klar den Regeln der Bühnendramaturgie folgen und aus kameratechnischer Sicht galt es, sich innerhalb der sich daraus ergebenden Rahmenbedingungen zu bewegen. 

Dies hieß: Unterschiedlichste Beleuchtungssituationen und eine hohe sich sehr schnell verändernde Lichtdynamik. Für die Show perfekt - für die kameratechnische Ausrichtung eher eine Herausforderung: Es würde Phasen in der Veranstaltung geben, in denen das Orchester quasi im Dunkeln spielen würde und ebenso war mit gleißenden Spotlights bei den Protagonisten zu rechnen.

Die Idee, den Abend mit baugleichen Kameras zu bestreiten, haben wir schnell zu den Akten gelegt: 

Für die mobile Bühnen-Kamera, die mobile Chor-Kamera und die Kran-Kamera wählten wir drei Lowlight-geeignete 35mm-Großsensorkameras Sony FS7 mit lichtstarken Festbrennweite-Optiken und einmal mit Motor-Zoom-Optik. Darüberhinaus bieten die Sony FS7 einen extrem flachen Schärfebereich. Einige der schönsten Orchester-Aufnahmen sind damit in Momenten gelungen, in denen das Orchester fast unbeleuchtet war.

Für die Führungskamera, die in erster Linie Nahaufnahmen von den Solisten liefern sollte, wählten wir die für solche Einsatzzwecke optimale Sony HSC-100R 2/3" mit CCU und 86-fach-Boxoptik von Fujinon.

Bei den übrigen Kameras für Hallentotale, Bühnentotale, Dirigentenkamera und Pumpenstativ-Kamera setzten wir Sony PDW700/350 ein, die sich vom Matching her gut in das übrige Setup eingefügt haben. 

Eine besondere Idee kam von dem Komponisten Dieter Falk selbst: Er positionierte eine GoPro4-Kamera am Drumkit. Wir waren zunächst sehr skeptisch, was die Farbgebung und den Fisheye-Effekt der GoPro betrifft - unbegründet, wie sich im Nachhinein herausstellen sollte: Die GoPro lieferte immer wieder interessante Perspektiven, die wir im Konzertmitschnitt gerne an geeigneter Stelle eingesetzt haben.

Insgesamt hatte das von uns gewählte Setup drei spezielle Merkmale:

1. Die Kamera-Leute mussten, bis auf die Sony HSC-100R, sehr eigenverantwortlich die Bildeinrichtung, Blendenführung und Schärfe führen. Das bei Produktionen dieser Größenordnung nicht üblich - meine Erfahrungen sind dennoch in der Summe sehr positiv: Die Kameraleute waren schnell in der Bildeinrichtung und sehr kreativ in der Bildgestltung. Hier ein Kompliment an das Team!

2. Die zweite Besonderheit war die Lowllight-fähige Bühnenkamera-Unit mit 35mm-Bild-Ästhetik. 

3. Durch Colourgrading konnten wir die Unterschiede der nicht baugleichen Kameras gut ausgleichen.

Das Pop-Oratorium "Luther": Mit der Ur-Aufführung des Pop-Oratoriums "Luther" von Michael Kunze und Dieter Falk in der Westfalenhalle Dortmund gelang der Creativen Kirche als Veranstalter und Produzent die Auffführung eines gigantischen Chorwerkes:

Das Pop-Oratorium Luther

Im Rahmen des Reformationsjubiläums veranstaltet die Stiftung Creative Kirche in Kooperation mit der Evangelischen Kirche in Deutschland und weiteren Partnern Chorprojekte für Sängerinnen und Sänger aus Kirchenchören, Pop- und Gospelchören, Schul- und Jugendchören sowie interessierten Sängerinnen und Sängern ohne Chorzugehörigkeit.

Exklusiv für diesen Anlass wurde das Pop-Oratorium „Luther“ von dem bereits durch das Pop-Oratorium „Die 10 Gebote“ erprobten Erfolgsduo Michael Kunze und Dieter Falk geschrieben. Am 31. Oktober 2015 (Reformationstag) wurde das Werk in der Dortmunder Westfalenhalle 1 mit einem Symphonieorchester, einer Band, Musicaldarstellern und einem Chor aus 3.000 Sängerinnen und Sängern uraufgeführt.

Im Reformationsjahr 2017 findet eine bundesweite Tournee statt. Für jeden Aufführungsort werden Sängerinnen und Sänger gesucht, die Lust haben, dieses Pop-Oratorium an gemeinsamen Proben und im eigenen Chor vorzubereiten, um es dann zusammen mit vielen anderen Chören und Musikern live zu präsentieren. Für jeden Aufführungsort bildet sich ein Projektchor aus ca. 1.500-2.500 Sängerinnen und Sängern.

Schon bei den ersten Vorgesprächen mit dem Leitungs- und Produktions-Team des "Luther"-Poporatoriums wurde schnell klar, dass die Aufführung ein farbenprächtiges Bühnen-Event der Oberliga werden würde.  

Die Lichtsituation würde ganz klar den Regeln der Bühnendramaturgie folgen und aus kameratechnischer Sicht galt es, sich innerhalb der sich daraus ergebenden Rahmenbedingungen zu bewegen. 

Dies hieß: Unterschiedlichste Beleuchtungssituationen und eine hohe sich sehr schnell verändernde Lichtdynamik. Für die Show perfekt - für die kameratechnische Ausrichtung eher eine Herausforderung: Es würde Phasen in der Veranstaltung geben, in denen das Orchester quasi im Dunkeln spielen würde und ebenso war mit gleißenden Spotlights bei den Protagonisten zu rechnen.

Die Idee, den Abend mit baugleichen Kameras zu bestreiten, haben wir schnell zu den Akten gelegt: 

Für die mobile Bühnen-Kamera, die mobile Chor-Kamera und die Kran-Kamera wählten wir drei Lowlight-geeignete 35mm-Großsensorkameras Sony FS7 mit lichtstarken Festbrennweite-Optiken und einmal mit Motor-Zoom-Optik. Darüberhinaus bieten die Sony FS7 einen extrem flachen Schärfebereich. Einige der schönsten Orchester-Aufnahmen sind damit in Momenten gelungen, in denen das Orchester fast unbeleuchtet war.

Für die Führungskamera, die in erster Linie Nahaufnahmen von den Solisten liefern sollte, wählten wir die für solche Einsatzzwecke optimale Sony HSC-100R 2/3" mit CCU und 86-fach-Boxoptik von Fujinon.

Bei den übrigen Kameras für Hallentotale, Bühnentotale, Dirigentenkamera und Pumpenstativ-Kamera setzten wir Sony PDW700/350 ein, die sich vom Matching her gut in das übrige Setup eingefügt haben. 

Eine besondere Idee kam von dem Komponisten Dieter Falk selbst: Er positionierte eine GoPro4-Kamera am Drumkit. Wir waren zunächst sehr skeptisch, was die Farbgebung und den Fisheye-Effekt der GoPro betrifft - unbegründet, wie sich im Nachhinein herausstellen sollte: Die GoPro lieferte immer wieder interessante Perspektiven, die wir im Konzertmitschnitt gerne an geeigneter Stelle eingesetzt haben.

Insgesamt hatte das von uns gewählte Setup drei spezielle Merkmale:

1. Die Kamera-Leute mussten, bis auf die Sony HSC-100R, sehr eigenverantwortlich die Bildeinrichtung, Blendenführung und Schärfe führen. Das bei Produktionen dieser Größenordnung nicht üblich - meine Erfahrungen sind dennoch in der Summe sehr positiv: Die Kameraleute waren schnell in der Bildeinrichtung und sehr kreativ in der Bildgestltung. Hier ein Kompliment an das Team!

2. Die zweite Besonderheit war die Lowllight-fähige Bühnenkamera-Unit mit 35mm-Bild-Ästhetik. 

3. Durch Colourgrading konnten wir die Unterschiede der nicht baugleichen Kameras gut ausgleichen.